Der ehemalige Drogenboss Alpo Martinez, der den Film „ Die Straßen Harlems“ (engl. Paid in Full) von 2002 inspirierte, ist tod. Er fiel im Alter von 55 Jahren in Harlem, New York, einem Attentat zum Opfer.
Die New York Times berichtet, Martinez sei in den frühen Morgenstunden des 31. Oktober getötet worden, als er auf dem Fahrersitz seines Dodge Ram in der West 147th Street in der Nähe des Frederick Douglass Boulevard saß. Er wurde bei seiner Ankunft im Harlem Hospital Center für tot erklärt. Die Ermittlungen zum Mord dauern an, die Identität des Täters ist noch nicht bekannt.
Martinez inspirierte den Charakter Rico im Film, der von Cam’ron gespielt wurde. Der Film erzählt von kriminellen Heldentaten der Harlemer Gangster Rico, Ace (inspiriert von Azie Faison) und Mitch (basierend auf Rich Porter) und ihrem Aufstieg und Fall in der kriminellen Unterwelt.
Albert Geddis ‚Alpo‘ Martinez, der aus Harlem stammt, spielte neben den Drogendealern Azie Faison und Rich Porter eine herausragende Rolle beim Handel mit Kokain, Crack und Heroin in New York City der frühen 80er Jahre. Laut LatinTRENDS begann Martinez als junger Teenager in East Harlem mit dem Drogenhandel und stieg schnell in der Befehlskette zu einem der größten Drogendealer der Stadt auf. Später weitete er sein Netzwerk auf andere US-Städte aus, vor allem auf Washington DC.
Martinez wurde im November 1991 nach zweijähriger Flucht festgenommen. Er wurde wegen verschiedener Drogendelikte, 14 Morden und Verschwörung zum Mord angeklagt. Martinez, der damals erst 25 Jahre alt war, wurde Kronzeuge und sagte gegen ehemalige Bandenmitglieder, Rivalen und Mitarbeiter aus. Insbesondere sagte er gegen Wayne ‚Silk‘ Perry, einen berüchtigten Gangster aus DC, und Martinez‘ ehemaligen Vollstrecker aus. Perry wurde dafür zu fünf lebenslange Haftstrafen ohne die Möglichkeit einer Bewährung verurteilt.
Neben der Nennung von Namen und Details zu Personen, die für die Staatsanwaltschaft von Interesse waren, gestand Martinez alle 14 Morde. Infolgedessen entging er der Todesstrafe und wurde zu 35 Jahren Gefängnis verurteilt.
Er wurde 2015 freigelassen, nachdem er seine Haftstrafe im ADX Florence, einem Hochsicherheitsgefängnis in Colorado, verbüßt hatte. Nach seiner Freilassung trat er in das Zeugenschutzprogramm des Bundes ein.
In einem Gefängnisinterview mit dem FEDS-Magazin, das in der New York Times zitiert wurde, beschrieb er, wie er im Januar 1990 seinen Freund aus Kindertagen und seine rechte Hand Rich Porter erschossen hatte, weil dieser sich weigerte, ihm seinen Kokainlieferanten zu nennen.
Warum Martinez alleine um 5 Uhr morgens in Harlem in seinem Wagen saß, regte zu wilden Spekulationen an, da dieser schließlich im Zeugenschutzprogramm gewesen sei. So vermuten einige Kommentatoren, dass der mutmaßliche Mord nur ein Ablenkungsmanöver der Behörden sei, um Martinez an einen anderen Ort zu verlegen. Martinez würde demnach noch leben. Andere vermuten hinter dem Anschlag professionelle Attentäter, da alle Einschüsse sehr eng gruppiert seien und kein Schuss das Opfer verfehlt habe. Dies sei selbst für Profis beim Militär schwer so umzusetzen und spreche dafür, dass der Täter sowohl im Umgang mit der Schusswaffe als auch bei der Kontrolle seines Adrenalins sehr versiert sei.
Auch wir bei KlickBoom haben uns die Bilder, Berichte und Indizien angeschaut. Einen fingierten Mord zur Verlegung Martinez lässt sich aufgrundlage dessen bereits fast ausschließen, da auf den Tatortbildern und selbst in Newsberichten, eine Mischung von Blut und Hirnmasse an der Scheibe zu sehen sind und es Zeugen gibt, die den Mord beobachtet haben.
Die zweite Theorie – es seien Profis am Werk gewesen – teilen auch wir, da die Argumentation und Indizien keinen anderen plausiblen Schluss zulassen. Allerdings glauben wir nicht wie einige Kommentatoren, dass hier der Staat oder andere militärische Profikiller am Werk waren. Martinez ist mitten in einem Ganggebiet erschossen worden und das zu einer Zeit, in der die meisten Schiessereien stattfinden – Nacht bzw. in den frühen Morgenstunden, wenn möglichst wenig Zeugen unterwegs sind. Dass Gangs erprobt in Drive-Bye-Shootings und Walk-ups, lässt sich einfach anhand der New Yorker Kriminalstatistik nachvollziehen. Insofern kann tatsächlich davon ausgegangen werden, dass hier Profis am Werk waren nur eben kein John Wick´s. Ein Motiv Martinez zu töten, hätte jeder Einzelne Gangster aus New York gehabt, da Martinez schließlich der Inbegriff eines Verräters war. Diesen „Score“ würde sich sicherlich niemand entgehen lassen, der nach dem „Street Code“ lebt. Genauso gut vorstellbar ist, dass tatsächlich jemand ein Kopfgeld auf Martinez ausgesetzt hat.
Fraglich bleibt, warum Martinez im Zeugenschutzprogramm alleine ohne Polizeischutz in dem für ihn am gefährlichsten Gebiet New Yorks unterwegs war.