Knapp zwei Wochen, nachdem die Nominierungen der Grammys 2022 bekannt gegeben wurden, rudert Drake noch mal zurück. Eigentlich hätte er in gleich zwei Kategorien die Chance auf den Musikaward gehabt – jetzt lässt er sich jedoch von der Liste der Nominierten streichen. Der kanadische Rapper sieht die Grammys schon länger kritisch.
Drakes abgelehnte Grammy-Nominierungen: CLB und "Way 2 Sexy"
Sein Album "Certified Lover Boy" war für die Kategorie "Best Rap Album" nominiert, sein Song "Way 2 Sexy" mit Future und Young Thug für die Kategorie "Best Rap Performance". Wie Quellen aus der Recording Academy dem Magazin Variety bestätigt haben sollen, wird Drake auf Wunsch von ihm und seinem Management von der Liste der Nominierten gestrichen.
Ein offizielles Statement von Drizzy oder seinem Team steht bislang noch aus. Üblicherweise werden die Grammy-Nominierungen von den Labels oder anderen Vertretungen der jeweiligen Künstler*innen eingereicht. Daraus lässt sich schließen, dass Drake seinen eigenen Nominierungen zu einem früheren Zeitpunkt bereits zugestimmt haben muss und sich nun doch umentschieden hat. In den beiden Kategorien waren jeweils die fünf Songs bzw. Alben mit den meisten Votes nominiert. Anstatt den freigewordenen Spot nun mit dem sechsten Platz der jeweiligen Sparte aufzufüllen, bleibt es in den beiden Kategorien jetzt bei vier Nominierungen. Grund dafür wird wahrscheinlich sein, dass die Abstimmungen bereits seit Montag laufen. Auf der offiziellen Website ist Drake (jetzt auf Apple Music streamen) nicht mehr unter den Nominierten zu finden. Die Grammys werden am 31. Januar 2022 im Microsoft Theater in Los Angeles verliehen.
Drakes Verhältnis zu den Grammys
Der mittlerweile viermalige Grammy-Gewinner pflegt schon lange ein eher angespanntes Verhältnis zu der Academy und ihren Awards. So kritisierte er schon im letzten Jahr die jährliche Preisverleihung, da The Weeknd mit seinem rekordbrechendem Album "After Hours" kein einziges Mal bei den Nominierungen berücksichtigt wurde. Drake sprach den Grammys daher ihre Relevanz ab. Dafür hat die Recording Academy in diesem Jahr ihre Nominierungsregeln angepasst. Auch 2019 zeigte sich Drake wenig angetan von dem Award. Dort hatte er zwar seinen vierten und bislang letzten Grammy für "God's Plan" als besten Rapsong entgegengenommen, in seiner darauffolgenden Dankesrede zweifelte er abermals die Aussagekraft eines solchen Preises an.
„Wenn Leute deine Songs Wort für Wort singen können, wenn du ein Held in deiner Heimatstadt bist und wenn es Leute gibt, die reguläre Jobs haben, die im Regen und Schnee rauskommen und Geld ausgeben, um Tickets für deine Shows zu kaufen, brauchst du das hier nicht, weil du schon längst ein Gewinner bist.“
Wir bei Klickboom teilen Drake´s Ansicht, dass der Grammy heute nicht mehr so relevant ist, wie er es einmal war, als alleine eine Nominierung ausreichte, um gute Verkaufszahlen zu generieren. Dieser Marketingeffekt ist heute weit schwächer, da die Fans der bekanntesten Rapper sich heute an anderen Formaten, wie beispielsweise XXL oder Influencern orientieren, um für sich die „Top of the Line“ zu definieren. Diese Realität wird bei den Grammys nicht wirklich abgebildet. Die Academy scheint von dieser abgehängt. Diese Entwicklung ist bei weitem nicht auf die USA und den Grammy-Award beschränkt. Auch in Deutschland sind Musikpreise bereits heute auf den Zweck eines „nice to have“ reduziert. Orientierung hinsichtlich der besten oder relevantesten Künstler, kann man hier kaum erwarten. Dies mag hier wie in den USA daran liegen, dass die Entscheider in der Jury wenig bis gar keinen Bezug mehr zu der Materie haben, über die sie urteilen und sich daher nur an falschen Maßstäben orientieren können. Bestes Beispiel dafür ist die letzte Echo-Verleihung, die ein trauriges Ende fand, da weder Jury noch Musiker anderer Genres fiktive Inhalte in Raptexten von echten Statements unterscheiden konnten. Der Versuch, hier moralische Hoheit und Marktmacht zu demonstrieren und die „ vermeintlichen Täter“ Kollegah und Farid Bang kaltzustellen, ging ziemlich nach hinten los und zeigte, wie wenig Einfluss Industrie, Jury und selbsterklärte Moralverfechter heute tatsächlich auf Entwicklungen am Markt haben.