Bözemann dürfte trauriger Weise heute den meisten Rapfans bekannt sein. Nicht weil er guten Rap macht oder gut entertaint, sondern weil Clout-chasing nunmal funktioniert. Der Albaner lies im letzten halben Jahr keine Gelegenheit aus, nahezu jeden Gangsta-Rapper von Bekanntheit zu dissen, um von seinem Hype zu profitieren. Dass er sich damit für die meisten Fans zum Hampelmann macht, scheint ihn dabei wenig zu stören. Schließlich zeigt die Tatsache, dass auch wir gerade über ihn schreiben, dass seine Strategie aufgeht. Bözemann hat verstanden, dass heute mehr denn je gilt – es gibt keine schlechte Publicity. Nur Bekanntheit und Irrelevanz. Schließlich zählen Algorithmen nicht ob Fans positiv auf Content reagieren, sondern lediglich wie oft sie diesen abrufen und mit ihm interagieren.
Ob er sich nun mit seinem Diss gegen Kolja Goldstein, der von sich behauptet, aktuell der gefährlichste Mann im Deutschrap zu sein, zu weit aus dem Fenster gelehnt hat, wird sich zeigen. In einem aktuellen Post schreibt Bözemann: „Leute fragen mich, was ich über Kolja Goldstein denke. Ich denke, ich werde ihn zurück auf seine Skaterbahn schicken.“ Was er genau damit meint, lässt er offen. Hingegen unmissverständlich ist, dass er Goldstein mit der Aussage nicht wirklich Respekt zollt. Dieser lässt auch nicht lange auf eine Antwort warten.
Wie real ist Kolja Goldstein?
Jemand der die Rules of Engagement der Sozialen Medien ebenfalls verinnerlicht hat und aktuell das System erfolgreich dribbelt, ist Kolja Goldstein. Auch wenn wir noch so unsere Zweifel daran haben, dass seine Textinhalte und sein Leben wirklich deckungsgleich sind, scheint Kolja Goldstein niemand zu sein, der Fronts unkommentiert auf sich sitzen lässt. Auf die meisten jungen Fans mögen seine Lines erst einmal sehr schockierend wirken, da diese einen Lifestyle widerspiegeln, den die meisten nur aus Actionfilmen kennen. Jedem, der einen guten Überblick über Crime-Doku´s auf Youtube hat, dürfte allerdings aufgefallen sein, dass Kolja´s Erzählungen in Songs nicht selten mit dort kommunizierten Inhalten übereinstimmen. Informationen, die über die Inhalte dieser Dokumentationen hinausgehen, findet man in Goldstein´s Texten nicht. Vielmehr wirken Kolja´s Songs wie eine Rapversion der Doku´s.
Das lässt eigentlich nur zwei Schlüsse zu: A. Kolja Goldstein ist so real, dass jede Dokumentation im Grunde seine Geschichte erzählt. Oder B. Genau diese Doku´s inspirieren ihn zu seinen Texten. Was wahrscheinlicher ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Nur soviel vorweg – er wäre der erste rappende „Pablo Escobar“ weltweit. Was gegenüber der Fragen um seine Person aber auf der Hand liegt ist – er ist ein Marketinggenie und versteht es, seine Geschichte authentischer zu erzählen als jeder deutsche Gangster-Rapper vor ihm. Insofern zollen wir ihm – anders als Bözemann – absolut unseren Respekt. Schließlich sind sowohl Kolja Goldstein´s Songs als auch seine Interviews, im Gegensatz zu denen von Bözemann, wirklich gut gemacht und unterhaltsam.
Kolja´s Reaktion auf Bözemann
Auf die Ansage von Bözemann, ihn „wieder skaten zu schicken“, reagiert Goldstein wie man es von jemandem mit seinem Image erwarten würde. Keine Reaktion zu zeigen, würde dieses schließlich auch ernsthaft infrage stellen. Das ist die Schattenseite eines solchen Paten-Images – es ist Geißel für seinen Träger, da es ihn zu einer Reaktion zwingt. Würde er nicht reagieren, stellte sich schnell die Frage nach seiner Echtheit, da einen echten OG zu fronten, nie konsequenzlos sein kann.
Diesem Prinzip folgend, schützt Goldstein sein Image und bittet seinen Herausforderer zum persönlichen Gespräch. Kolja setzt mit diesem Move gekonnt Bözemann´s Versuch, von seiner Reichweite zu profitieren, ein Ende. Das macht er mit Stil und packt den Albaner bei der Ehre. Wie könnte Bözemann als Ehrenmann so ein Treffen ausschlagen? Gleichzeitig unterbindet er damit jede weitere Möglichkeit einer öffentlichen Auseinandersetzung in den Sozialen Medien, auf die es Bözemann schließlich abgesehen hat.
Bözemann legt daher, sichtlich irritiert und wohl auch ein wenig verzweifelt, nach und versucht Goldstein nochmals zu triggern. Dieser lässt sich aber keine erneute Reaktion abringen, die der Stuttgarter als Content für seine Kanäle verwenden könnte. Wie sich diese Geschichte auch immer weiter entwickelt – ob Bözemann Kolja Goldstein als Fake entlarvt oder sich dieser als echter als erwartet entpuppt und damit sein letzter Streich war, wird die Zukunft zeigen. Wir werden euch in jedem Fall über jede neue Entwicklung hier informieren.