Kürzlich berichteten wir bereits über RIN, der sich gemeinsam mit seinem Produzenten in seinem Podcast über die Alben von Kanye West und Drake auslies und jeden, der es hinbekam schneller auf Donda und CLB zu reagieren, als unfundiert disqualifizierte. In ihrer „Kritik“ an den Alben wurde deutlich, dass weder RIN noch sein Produzent eine fundiertere Sicht anzubieten hatten. Vielmehr legte die „Analyse“ offen, dass beide offensichtlich wenig Verständnis von der Materie haben, über die sie sprechen.
Im Folgenden möchten wir uns daher gemeinsam mit den Kollegen von laut.de einmal RIN´s aktuelle musikalische Leistung anschauen. Die Redaktion von Laut.de bewertet diese wie folgt:
Ich würde wirklich gerne in der Musik des Rappers aus Bietigheim-Bissingen das sehen, was scheinbar jede*r andere darin zu sehen scheint, aber kein Album übersteigt in meinen Augen das Level von durchschnittlich prätentiösem Pop-Rap, der sich auf Teufel komm raus als Kunst verkaufen will. Bestes Beispiel: "Apple". Man muss nicht mal fünf Kommentare weit scrollen, bis jemand das erste Mal das verheißungsvolle K-Wort schreit.
Ein schön gefilmtes trippy Video, ein kurzer bedeutungschwangerer Monolog und Referenzen auf "Gummo", "Stand By Me" oder fucking "Ben10"
Ist das wirklich alles, was es bedarf, um in Deutschland als 'echter' Künstler durchzugehen? An der Musik kann es sicherlich nicht liegen, die klingt in RINs Falle neuerdings noch seichter und langweiliger denn je zuvor. Seine Detouren in Grunge oder Indie erinnern ein wenig an Cros Bali-Selbstfindungstrip. Die Produktion traut sich nicht mal einen Fingerbreit abseits der zu Matsch ausgetrampelten Pfade und inhaltlich ist das einfach viel zu dünn, um darüber hinwegzutäuschen. RINs Sound war schon immer sehr Mood-orientiert, aber ohne ein tragendes Instrumental im Rücken gibt er einem wirklich das Gefühl, dass er (bestenfalls) einfach planlos Assoziationen aneinanderreiht. "Make Love Not War, John Lennon / Schwarz-Rote Augen wie Spidey / Tie Dye-Shirt mit Smiley / Summer ‘86, Stand By Me." Was zur Hölle willst du mir damit sagen?
Wir danken den Kollegen für die treffende Analyse, die wir inhaltlich teilen. Genau wie wir zieht laut.de (auch wenn sie das nur zwischen den Zeilen sagen) den Schluss, dass die Musik von RIN eine Bezeichnung als Kunst nicht verdient, da Kunst in erster Kreation bedeutet – die Schaffung von etwas Neuem, Greifbaren durch die Kraft der Gedanken – und nicht die Arbeit echter Künstler schlecht zu kopieren.
RIN ist hier bei Weitem nicht der Einzige, der sich diesen Schuh anziehen muss. Vielmehr scheint es die chronische Krankheit des Deutschrap, nicht zwischen Inspiration und Diebstahl geistigen Eigentums unterscheiden zu können. Dies wissentlich so zu praktizieren, gut davon zu leben und sich dann noch anzumaßen zu versuchen, die geistigen Urheber künstlerisch zu kritisieren, obwohl man diese Ebene selbst nie erreicht hat, ist erbärmlich. So erbärmlich als würde ein Maler und Lackierer versuchen, Leonardo Davinci zu erklären, wie er hätte bessere Bilder malen können. Gleichzeitig zeigt dieses Beispiel auf, warum die meisten Fans von Hip Hop und Rap in Deutschland lieber auf US-Produkte zurückgreifen. Das muss sich ändern und sollte bei den großen Majorlabels beginnen, die diesen Trend täglich befördern, indem sie Deutsche Rapper bis zum Erbrechen die „Left-overs“ amerikanischer Künstler replizieren lassen, weil sich nun einmal Geld damit verdienen lässt. Das sie damit offensichtlich am Demand der Zielgruppe in Deutschland, dem 3. größten Musikmarkt weltweit, vorbeioperieren, kümmert sie dabei wenig. Solange die Masse der Hörerschaft dumm genug bleibt, drittklassige Kopien für teuer Geld zu fressen. Daher reicht es nicht aus, dass Labels den künstlerischen Anspruch wieder hochfahren, um Deutschrap langfristig zu heilen. Auch die Fans müssen ihren Anspruch hochschrauben und den Konsum schlechter Kopien solange vermeiden, bis der nötige Druck ansteht, der die Majors zwingt auf diesen Anspruch zu reagieren. Für genau diesen Anspruch steht KlickBoom Entertainment. Den Anspruch deutschem Rap eine eigene Identität zu geben und damit für Fans einen Anlass zu schaffen, ein gutes Produkt zu konsumieren, dass sich vom Sound und Vibe von US- und UK-Produkten abhebt. Schließlich gibt es auch in Deutschland genug kreatives Potenzial, um dieses Ziel zu verwirklichen. Wir müssen es nur heben und uns von dem Anspruch lösen zu klingen wie.. Die Fans werden es uns danken.