Was einige Tageszeitungen aktuell betreiben, hat nicht nur nichts mit reflektierter Meinungsbildung zu tun, sondern erfüllt aus unserer Sicht sogar gleich mehrere Straftatbestände. In der Hetze, die Bild und Welt aktuell gegen den Rapper Massiv betreiben, erkennen wir: üble Nachrede, Verleumdung und nicht zuletzt Volksverhetzung. Das Ergebnis dieser „Berichterstattung“ - der Rapper sieht sich aktuell angriffen auf seine Person und sein Geschäft ausgesetzt und fürchtet um seine Existenz – lässt keinen anderen Schluss zu. Würde man an dieser Stelle einen geschichtlichen Vergleich bemühen, wohin die Diffamierung etwaiger Volksgruppen durch Deutsche Medien führen kann, würde dieser sehr schnell sehr hässlich. Der Logik von Bild und Welt folgend, wäre jeder Deutsche, der sich zu seiner Herkunft bekennt, alleine aufgrund dieser Tatsache und der Historie diesen Landes ein Anti-Semit. Vielleicht muss man aber genau dies tun, um zu verstehen, dass so ein Verhalten seitens Medien in einer Demokratie, die Meinungsfreiheit zu ihren Kernwerten zählt, keinen Raum haben darf. Dass man Meinungen, die der persönlichen Haltung entgegenstehen, ertragen muss, gehört nun einmal dazu. Aus keinem anderen Grund muss die Mehrheit der Menschen in Deutschland seit Jahren bekennende Rassisten in unseren Parlamenten tolerieren.
Das Bild-Paradoxon
Ironischerweise ist der Anlass für die Hetze gegen den Rapper, eine Auszeichnung für seinen Einsatz für die Opfer von Rassismus und rechter Gewalt. Der Anschlag in Hanau, in dessen Zeichen auch die Preisverleihung stand, ist zweifelsohne das direkte Ergebnis jahrelanger Hetze, die Medien seit der Flüchtlingskrise in 2015 aktiv für ihre Auflagen betreiben. Allen voran die Bildzeitung. Die Spaltung der Gesellschaft und damit auch das Klima für den Anschlag in Hanau, sind direkte Folgen daraus.
Anstatt sich angesichts dieser Konsequenzen des eigenen Handelns nun für Verständigung und gegen Gewalt zu verwenden, betreiben Verantwortliche in den Redaktionen von Bild und Welt das exakte Gegenteil. Schuldbewusstsein und Selbstreflexion – Fehlanzeige. Stattdessen wittern Bild und Welt darin einen Skandal, dass ein Palästinenser Deutschland einen Preis dafür erhält, dass er seine Reichweite für Frieden und Verständigung einsetzt. Das Massiv seine palästinensischen Wurzeln nicht verleugnet, ist – zumindest nach der sehr einfachen Weltsicht der Redaktionen besagter Zeitungen – bedeutungsgleich mit einer anti-semitischen Einstellung. Um diese steile These zu untermauern, müssen sie auf ein Beispiel zurückgreifen, welches ganze sieben Jahre zurückliegt. Dabei hat sich Massiv nicht einmal wirklich anti-semitisch geäußert, sondern lediglich seine Solidarität mit einer Organisation bekundet, die sich für einen eigenständigen palästinensischer Staat stark macht. Selbst nach Auffassung der Vereinten Nationen ist dies ein absolut legitimes Ziel, die die Besetzung palästinensischer Gebiete durch israelische Siedler als Landraub deklarieren und scharf verurteilen. Nach dieser Lesart müsste nahezu jeder Friedensforscher, der sich für eine Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts stark macht, auch Anti-Semit sein, da die Majorität der Forscher sich für eine Zwei-Staaten-Lösung ausspricht.
Der Rapper selbst erklärt, seine Reichweite nie für Hetze gegen Israel oder Juden in Deutschland genutzt zu haben, da dies gar nicht seiner Einstellung entspreche. Vielmehr würde er sich für Frieden und gegen Rassismus und nationalistische Ressentiments jeglicher Art stark machen. Anders Bild und Welt.
Auch wenn diese „Qualitätsmedien“ nicht direkt zu Gewalt gegen den Rapper aufgerufen haben, ist diese zweifelsohne die Konsequenz ihres Handelns. Journalistische, demokratische und ethisch-moralische Grundsätze werden hier gleichermaßen tangiert. Dass sich insbesondere die Verantwortlichen in der Bild-Redaktion über Ethik und Moral erhaben fühlen, wenn es um Auflagen geht, wird wohl die Wenigsten überraschen. Hier ist aber eine Grenze überschritten. Nehmen wir stillschweigend in Kauf, dass unsere demokratischen Werte, die die Mehrheit der Menschen in diesem Land teilt, dermaßen ausgehöhlt werden? Bild und Welt treten diese für eine höhere Auflage offensichtlich mit Füßen. Nicht nur, dass hier ein Mindestmaß an journalistischer Sorgfaltspflicht unterschritten wird – die Behauptungen über Massiv sind schlicht falsch und damit nicht nur strafbar, sondern faktisch Fake-News. Eine Richtigstellung wird hier nicht genügen. Dafür ist der angerichtete Schaden bereits zu groß.
Jemanden aufgrund seiner Meinung und Herkunft als Terrorrapper zu diffamieren, darf nicht folgenlos bleiben. Anstatt an seine Fans zu appellieren, dieser Berichterstattung keinen Glauben zu schenken, raten wir Massiv, rechtliche Schritte einzuleiten und Bild, Welt und Co. mit einem rechtskräftigen Urteil und einer hoffentlich schmerzhaft hohen Schadensersatzzahlung aufzuzeigen, dass ein solches Verhalten in Deutschland keinen Raum hat.