Nach der gemeinsamen Fertigstellung des zweiten Albums von Shirin David, meldet sich Laas in seiner Instagram-Story zu Wort und zeigt sich enorm selbstkritisch: Bis heute sei er auf nichts, was er erreicht habe, stolz. Nach der Zusammenarbeit mit Shirin David an den Texten von "B*tches brauchen Rap" sei er zum wiederholten Mal kurz davor gewesen, seine Karriere zu beenden.
Laas schreit vor Wut in seinem Hotelzimmer
Wie die meisten Künstler, hat wohl auch Laas damit zu kämpfen, dass er selbst sein eigener größter Kritiker ist. Dass es vielen so geht, erkennt man unter anderem daran, in welcher Regelmäßigkeit Artists verkünden, ihre Karriere beenden zu wollen oder ihre bisherigen Instagram-Feeds löschen, um Platz für Neues zu schaffen. In seiner Insta-Story wendet Laas sich nun mit offenen Worten an seine Fans:
"Damn son, damn sis, es wurden wieder Profile leergeräumt und die eigene Karriere zum gefühlt tausendsten Mal beendet. Aber warum so panisch, wird sich manch einer fragen. Die Antwort ist so simpel, wie selbstsabotierend zugleich. […] Ich mache Musik seit über zwanzig Jahren und bis heute bin ich auf nichts, das ich in all dieser Zeit erreicht habe stolz. Im Gegenteil, ich sehe immer nur die Misserfolge und scheinbar unerreichten Ziele, welche ich mir vor langer Zeit gesetzt habe. Ich definiere meinen als Wert Mensch nur über meine Fähigkeiten und dem daraus resultierenden Feedback. Dumm und selbstsabotierend zugleich."
Karriereende nach Zusammenarbeit mit Shirin David?
Dass er diese Selbstzweifel gerade nach Fertigstellung der Zusammenarbeit an "BBR" von Shirin David (jetzt auf Apple Music streamen) teilt, ist allerdings ein erstaunlicher Zeitpunkt. Shirins offener Umgang mit ihrem Songwriting-Team hatte ihm zuletzt ordentlich Aufmerksamkeit für seine Skills verschafft, wie er selbst betont:
"Gerade eröffnen sich mehr neue Möglichkeiten, als ich jemals in meinem bisherigen Leben hatte. Der Support ist größer, als er jemals bei mir war."
Und doch habe gestern er vor Wut durch sein Hotelzimmer geschrien – das Ganze sei klar auf Selbstsabotage zurückzuführen. Beim Verfassen des Posts hatte er sich wohl auch schon wieder eingekriegt. "In diesem Sinne, sorry für die kurze technische Störung, weiter geht's", schreibt er zum Schluss. Hoffentlich werden die Selbstzweifel auch bald beseitigt, wenn Shirin Davids Album erwartungsgemäß in den Charts gut performen wird. Die scheinbar einzige Hürde zur Nummer Eins: Adele releast am gleichen Datum und könnte in der ersten Woche durchaus höher charten als die Rapperin. Diese Konkurrenz nimmt sie allerdings gerne in Kauf.
Wir können Laas innere Zerissenheit gut nachvollziehen. Als jemand, der sich stets für authentischen Rap stark gemacht hat nun für Shirin David zu texten kann nicht einfach sein. Schließlich kann man bei Laas als schlauem Knaben davon ausgehen, dass er sich absolut darüber im Klaren ist, was er Deutschen Rap damit antut und wie wenig er das, wöfür er eigentlich stehen möchte, damit voranbringt. Beim Texteschreiben gegen diese inneren Widerstände und Brechreiz anzukämpfen, kann keinen Spaß machen und zerstört wohlmöglich das letzte bißchen Selbstachtung, dass ihm nach dieser endlosen Karriere-Achterbahnfahrt geblieben ist. Insbesondere wenn man so gepolt ist, dass man das eigene Selbstbewusstsein so eng an die Außenwahrnehmung knüpft. Dass er dies als Selbstsabotage wahrnimmt, ist nachvollziehbar, weil es stimmt. Schließlich trägt er mit seiner Arbeit zur Verwässung des Genres bei, das auch in seinem Leben Dreh- und Angelpunkt ist.
Ohne Zweifel ist Laas lyrisch eines der größten Talente im Deutschen Rap. Dieses Talent darauf zu reduzieren, Texte für drittklassige Nicki Minage-Klone zu schreiben und darüber die nächste Generation von Rap-Fans zu prägen, ist so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was Deutscher Hip Hop bräuchte, um ähnlich wie in England oder Frankreich eine eigene Identität zu entwickeln und aus dem Schatten der internationalen Konkurrenz zu treten. Sicherlich teilt der Teil von Laas, der sich noch nicht an den meistbietenden Poprapper verkauft hat, diese Ansicht und hätte sich von Herzen gerne dafür eingesetzt. Vermutlich wäre er dann beim Rückblick auf das eigene Wirken auch stolzer auf sich und das Genre, für das er steht. Aber vielleicht hat Laas allgemein ein Problem damit stolz auf sich zu sein oder anders herum einfach so viel Angst vor Kritik, dass er diese, um sie präventiv in ihrer Wirkung auf sich zu entschärfen, zu seinem inhaltlichen Mantra gemacht hat. Vielleicht hat er diese als Selbstironie getarnte Kritik an sich so häufig wiederholt, bis er sie letztlich geglaubt hat. Hätte er nur das Naturgesetz der Glaubwürdigkeit „Stay in your lane“ früher und besser verstanden, würde er heute zu den authentischen Rapurgesteinen, wie Savas oder Samy zählen, die vielleicht nicht mehr die höchsten Verkaufszahlen erreichen, aber dafür in Würde und gut von etwas leben können, worauf man zurecht stolz sein kann. Wir hätten es ihm gegönnt.