Sido hat sich in einer Instagram-Fragerunde den wichtigen Dingen gewidmet und sich zu einigen heißen Themen geäußert. Dabei unter anderem alte Alben und neue Projekte sowie auch andere Künstler*innen. Ganz prominent dabei ist Sidos liebste weibliche Rap-Künstlerin.
Sido (jetzt auf Apple Music streamen) offenbart, dass er von allen deutschen Rapperinnen Badmómzjay am meisten feiern würde. Für die junge Künstlerin dürfte es wohl eine große Ehre sein, solche Props von einer Deutschrap-Legende wie Siggi zu bekommen. Bei uns löst der letzte Satz hingegen eher gemischte Gefühle aus – irgendwas zwischen Lachen und Kotzen. Lachen, bei der Vorstellung, Badmómzjay – cringe Karnervalsprinzessin, die es wie wenige versteht, bei Hörern Second-hand embarassment auszulösen, sei eine Künstlerin. Kotzen, weil Obermainstreamrapper Sido im selben Satz als Raplegende bezeichnet wird. Wie alle aktuellen Ansprüche an Deutschen Rap scheint auch die Messlatte für Legenden hier verdächtig tief zu hängen. So muss man wohl nur lange genug dabei sein, um als Legende durchzugehen. Die „künstlerische Entwicklung“ vom Franz-Rap kopierenden Blockboy zum Volksbelustiger scheint hier nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Anders als Savas, der seiner Linie treu geblieben ist, hat Sido sehr früh mit dieser – und allem was seinen Rap ansatzweise glaubwürdig gemacht hat – gebrochen. Rap- und Straßenkultur waren für ihn offensichtlich nie mehr als ein Sprungbrett in den Mainstream. Das Kollaboalbum mit Mark Foster ist wohl nur eine Frage der Zeit. Optisch sind beide heute bereits schwer auseinanderzuhalten
Mit seinem Statement zu Badmómzjay untertreicht Sido eigentlich nur, dass er jegliches Gefühl für authentischen Rap oder dem, was als Cringe gilt, verloren hat. Sido scheint in der Phase im Leben angekommen, wo man seinen Kindern peinlich ist und das nicht einmal mehr merkt. Wenn wir uns einen zu Badmómzjay-Tunes nickenden Sido vorstellen, der sich vor der Instagram-Fragerunde noch mal schnell über Youtubetrends hinsichtlich der aktuell besten Deutschrapperin aufschlaut, ist einfach offensichtlich, dass er keinen Bezug zu dem hat, worüber er spricht. Sicherlich hätte er hier auch eine Lanze für seine ehemalige Weggefährtin Kitty Kat brechen können, die anders als er, ihrer Linie zumindest immer versucht hat treu zu bleiben. Auch wenn das Mangels Unterstützung leider ziemlich in die Hose gegangen ist. Oder Nura, die im Gegensatz zu Badmómzjay wirklich eine gute Rapperin ist, Deutschrap für Frauen tatsächlich auf eine glaubwürdige Art voranbringt und daneben ihre Reichweite nutzt, um sich gegen gesellschaftliche Missstände stark zu machen. Aber all dies geht scheinbar an Sido vorbei. Wir folgen diesem Beispiel hinsichtlich seiner Meinung.
Dass Sido das gemeinsames Album mit Bushdio "23" liebt, wie er sagt, wundert uns zumindest wenig. Dass zwei Mogelpackungen, die jegliches Gefühl für Peinlichkeit verloren haben, ein inniges Verhältnis zueinander hegen, ist auch nicht wirklich überraschend, aber mit Blick auf ihre Verkaufszahlen eben Ausdruck dessen, was mit Deutschrap nicht stimmt.