Noch knapp über zwei Wochen müssen sich Fans gedulden, bis Massiv und Manuellsen ihr Kollaboalbum "Ghetto" releasen werden. Mit unterhaltsamen Interviews in Überlänge verkürzen die Rapper aktuell jedoch die Wartezeit auf den letzten Metern. Die beiden waren in den letzten Tagen nicht nur bei Rooz zu Gast, sondern haben auch mit Davud von TV Strassensound über Gott und die Welt philosophiert. Bei letzterem legt Massiv seine Strategie für die Eroberung des weltweiten Musikmarktes offen.
Zwischen Spanisch und Arabisch: Massiv erfindet eigene Sprache für Musik
Das XXL Interview, das die drei in einer Burger- und Shisha-Lounge in Oer-Erkenschwick führen, kommt mit gut zwei Stunden und zwanzig Minuten auf eine abendfüllende Länge. Ob sämtliche Beef-Geschichten, starke Frauen oder die Server von WhatsApp und Instagram – im Laufe des Interviews diskutieren sie gemeinsam über die verschiedensten Themen. Im Kopf bleiben dürfte vielen jedoch das Ende des Talks. Nachdem sich Davud in einer abschließenden Frage über die kommenden Projekte der beiden erkundigen möchte, kündigt Massiv (jetzt auf Apple Music streamen) an, dass er etwas Krasses vorhabe und es dort exklusiv verraten würde: Er wolle nun Welthits machen. Die beiden Rapper fangen an zu lachen, Massiv fängt sich aber schnell und erklärt sein Vorhaben genauer:
"Warum Welthits? Das hört sich jetzt blöd an, aber ich habe eine Sprache entwickelt, die es gar nicht gibt. Ich will einfach Musik machen ohne Sprache. Das bedeutet, ich werde Sachen sagen, die es gar nicht gibt, aber die einfach so zusammen harmonieren." Der letzte Satz könnte genauso gut Deutschen Gangsterrap, Trap oder Drill beschreiben. Der Ironie seiner Aussage scheint sich der Deutsche Gangsterrapper aber hier Gott sei Dank nicht bewusst und so schmerzt dieser Schuss ins eigene Knie wohl auch nicht so sehr wie der letzte.
Kurz darauf trägt Massiv eine Hörprobe von dem Klang seiner erfundenen Sprache vor. Manuellsen zeigt sich ungläubig, sein Kollabo-Partner betont aber, dass er das ernst meine. Mit seiner Sprache habe er eine Mischung aus Spanisch und Arabisch gefunden. Im Zuge seiner Erklärung zieht er Vergleiche zu dem Welthit "Despacito" und dem französischen Rapper und Sänger Gims. Auch dort handele es sich um international erfolgreiche Musik, bei der die Sprache von den wenigsten Menschen verstanden werden würde. Und genau nach dieser Logik möchte Massiv nun auch Welthits produzieren – am Ende sei es viel wichtiger, dass Vibe, Bridge, Hook und Harmonie stimmen. Manuellsen bleibt weiterhin skeptisch, woraufhin Massiv mit ihm eine Wette eingeht. Wenn er in über 120 Ländern auf Platz 1 charten wird, dann müsse Manuellsen seine Nummer löschen. Das komplette Interview kannst Du dir hier anschauen, der Part mit Massivs eigener Sprache beginnt ab etwa 2:13:00.
Wir schließen hier natlos an Manuellsen´s Skepsis hinsichtlich Massiv´s künftiger Weltkarriere an. Schließlich ist kein Geheimnis, dass Massiv und Lyrik, seitdem der Mond ins Ghetto krachte, ein Gegensatzpaar bilden. Der Sprache aufgrund mangelnder Beherrschbarkeit und entsprechend geringem Erfolg bei den Fans den Rücken zu kehren und eine eigene zu erfinden, erscheint uns daher als absolut logischer Schluss.. Mit Manuellsen hat er auch den richtigen Collabo-Partner gefunden, da Manu Abi es mit der Lyric auch nicht so genau zu nehmen scheint, wie er in einem aktuellen TikTok Duett zeigt, indem er sich als „Don Corleone mit necrophilem Blut“ bezeichnet. Wären die Rapaltherren nicht so sehr mit sich selbst beschäftigt und damit, sich auf Krampf mit peinlichen Beefs und Wahnvorstellungen relevant zu halten, würden sie beim Blick in die Kommentare unter so ziemlich jedem Musikvideo feststellen, dass Lyric und Storytelling für Fans eine immer größere Rolle spielen und Vibe oder Hook alleine eben keine Hits machen. Diese Erkenntnis würde beiden erlauben, das zu tun, was für jeden Jungrapper heute Alltag ist – an sich zu arbeiten, um mehr Fans über gute Musik zu überzeugen. Vor allem aber, hätte Massiv die Möglichkeit gehabt, die Idee von einer Weltkarriere mit Fantasiesprache im Keim zu ersticken und letztlich auch uns erspart, darüber einen Artikel schreiben zu müssen.