Der Berliner Rapper Yin Kalle hat auf Instagram ein Statement geteilt, in dem er auf einen Vorwurf reagiert, der Anfang August über Twitter ins Netz geraten ist. Beim anfangs einvernehmlichen Sex habe er ihren Ausführungen zufolge trotz eines klaren Neins eine Grenze überschritten und anschließend Aufnahmen davon im Internet geteilt. Zu dem konkreten Vorwurf bezieht er in seinem Statement keine Stellung, er zeigt sich allerdings bereit, zu lernen und an sich zu arbeiten.
Er habe im Rahmen der Debatte um #deutschrapmetoo gemerkt, dass er "hier als Mensch und Künstler viel lernen kann". Er äußere sich nicht zum aktuellen Vorwurf, "um alle Beteiligten zu schützen". Ich will auch nicht verursachen, dass in irgendeiner Richtung in irgendeiner Weise weiterhin Hass geschürt wird. Das schreibe ich nicht um den Vorwurf der gegen mich im Raum steht tot zu schweigen, sondern weil ich mich der Auseinandersetzung mit mir selbst stelle."
Zur Aufarbeitung sei das Internet nicht der richtige Ort für ihn. Er habe stattdessen Kontakt zu einer Psychologin aufgenommen und zur Berliner Agentur misc , die sich Vielfalt, Empowerment und (Weiter-)Bildung in der Kultur verschrieben hat.
Was war vorher passiert? Auf Twitter teilte eine Userin Anfang August unter anderem Chatverläufe mit Yin Kalle, der sich bereits in Voicemails an das Opfer schuldbewusst zeigte. Sie schrieb, es sei "anscheinend kein Einzelfall" und sie selbst sei kurzzeitig in psychiatrischer Behandlung gewesen. Im geleakten Verlauf sprach der Rapper davon, sich in Entzug begeben zu wollen und sich professionelle Hilfe zu suchen.
Zuvor hatte die Debatte über sexualisierte Gewalt deutschsprachiger Rapper im Rahmen der Vorwürfe von Nika Irani gegen Samra im Juni Fahrt aufgenommen. Viele Akteur*innen der Szene äußerten sich zu dem Thema, in Form von @deutschrapmetoo wurde eine Plattform gegründet, bei der Opfer anonym von ihren Geschichten berichten können, um potenzielle Opfer sowie Täter für die Problematik zu sensibilisieren.
Die Debatte darüber entglitt einige Zeit später, als #deutschrapmetoo für manche Rapper zu einem Feindbild wurde. Es bildete sich eine Gegenseite zur Aufklärung über die Problematik, zu deren Kritikpunkten gehört, dass die Debatte ein deutschrap-internes Problem suggerieren würde und damit explizit gegen Deutschrap arbeiten würde. Visa Vie, seit jeher auch Ziel sexistischer Kommentare im Internet, sprach in diesem Zusammenhang von einem "neue[n] Grausamkeits-Level" . Stellvertretend für die beiden Positionen innerhalb der Szene entbrannte Anfang August ein öffentlicher Streit zwischen LGoony und MC Bogy.